Die Wurzel der Angst

Verstand vs. Körperintelligenz,

Zeit vs. Hier und Jetzt

Heute tauchen wir tief in die Natur der Angst ein, ein Gefühl, das uns oft im Griff hat. Doch ist es immer ein gesunder Schutzmechanismus? Oder gibt es eine andere Form von Angst und wie belastet diese uns unnötig ? Und was kannst du direkt tun um damit umzugehen?

Eckhart Tolle unterscheidet in seinem Buch "Jetzt! Die Kraft der Gegenwart" zwei Arten von Angst:

Gesunde, praktische Angst: Diese Form ist ein natürlicher Instinkt und Teil unseres gesunden Menschenverstandes und des natürlichen Nervensystems. Wenn wir uns einer echten, unmittelbaren Gefahr gegenübersehen, wie zum Beispiel Feuer oder körperliche Bedrohung, spüren wir diese instinktive Angst und handeln direkt . Hier geht es nicht um Panik, sondern um eine grundlegende Intelligenz, die unser Überleben sichert. Der Körper reagiert adäquat auf die äußere Situation.

Psychologisch begründete Angst: Dies ist die Art von Angst, die uns wirklich das Leben schwer macht. Sie hat nichts mit einer konkreten, gegenwärtigen Gefahr zu tun. Stattdessen manifestiert sie sich in vielen Formen wie Unruhe, Sorgen, Ängstlichkeit, Nervosität und Spannung. Ihre Ursache ist laut Tolle, dass unser Verstand in der Zukunft verweilt, während wir physisch im Hier und Jetzt sind. Diese Diskrepanz erzeugt eine Lücke, die sich mit Angst und Sorge füllt.

Dein Verstand ist in der Zukunft, aber du bist im Jetzt. Das bewusste Hier und Jetzt können wir immer bewältigen. Aber die Zukunft, die nur eine Projektion unseres Verstandes ist, können wir nicht kontrollieren. Solange wir mit dieser "Zukunft im Denken" identifiziert sind und den Kontakt zur Kraft und Schlichtheit des Jetzt verloren haben, wird diese Angst ein ständiger Begleiter.

Was hat das mit Körperintelligenz zu tun?

Die „Körperintelligenz“ betont das „Sein“ im Ausdruck von Präsenz, Klarheit und Verbundenheit – gleichzeitig im Körper, im Fühlen und im Denken. Wenn der Verstand ständig in der Zukunft operiert, entzieht er uns die Möglichkeit und die Energie, vollständig im Körper präsent zu sein und die Wahrheit des Augenblicks zu erleben.

Wenn du hingegen Denken, Fühlen und Spüren gleichzeitig erfährst, bist du in deiner Körperintelligenz und im Hier und Jetzt verankert. Dieser Zustand ist dein Tor zu deinem wahren Energiepotenzial und befreit dich direkt von psychologischer Angst.

Wie sieht das in der Praxis aus? Was kannst du direkt tun? Hier sind ein paar Möglichkeiten aus unserer Körperintelligenz-Praxis:

1. „Weniger denken“

Du kannst deinem Verstand sagen: „Weniger denken.“ Dadurch wird direkt Energie abgezogen, die dir im Fühlen und Spüren zur Verfügung steht. „Nicht denken“ wäre zu viel und würde eine Blockade erzeugen, daher der Hinweis: „weniger denken“.

2. „Den Körper spüren“

Spüren verhindert Denken. Je mehr du deinen Körper spürst, desto weniger Gedanken kommen. Und die einfache Formel lautet: Weniger Gedanken = weniger Angst. Du kannst auch mit einem Bodyscan arbeiten, bei dem du mit den Füßen beginnst und dich langsam nach oben arbeitest.

3. „Annahme der Situation durch Mitgefühl“

  • Wichtig ist, erst einmal zu erkennen, dass die Situation eine psychologische Angst ist und direkt keine Gefahr besteht.

  • Als Nächstes geht es um die Annahme, dass die Situation so ist, wie sie ist. Ein “JA” an dich kann da helfen.

  • Darauf folgt, dass du dir erlaubst, so zu fühlen, wie du fühlst, und deinen Körper so spürst, wie er reagiert. Das schließt neben der Angst auch Gefühle von Ohnmacht, Machtlosigkeit, Abgeschaltetsein, Fluchtimpulse, Wut usw. mit ein.

  • Auch die Körperempfindungen dürfen gespürt werden. Diese können sich wie folgt zeigen: Herzrasen oder Herzklopfen, Brustschmerz, Engegefühl, Zittern, Hitzewallungen und Kälteschauer.

  • Wenn du all das, was da ist, gleichzeitig wahrnehmen kannst und es mit dem Mitgefühl behandelst, wie du es für einen anderen Menschen empfindest, verändert sich die Situation in dir und du wirst freier.

Wenn du eine der oben genannten Möglichkeiten anwendest, kann es sein, dass dadurch direkt Handlungsimpulse auftreten und sich die Situation entspannt, ändert oder auflöst.

Zusammenfassend lässt sich sagen, in dem du deine Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment lenkst und deinen Körper spürst, kannst du die Macht des Verstandes über dich reduzieren und dich von dieser psychologischen Angst befreien.

Dieser Beitrag dient als Anregung. Er ist kein Ersatz für eine professionelle medizinische oder psychologische Behandlung. Bei ernsthaften Anliegen wende dich bitte an einen Experten.

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