Aikido heute…Was ist verloren gegangen?

Was ist der Unterschied wie AIKIDO heute gelehrt wird zu dem ursprünglichen AIKIDO von Ueshiba Morihei?

Und welche Rolle spielt das “KI” dabei?

Es gibt einige wesentliche Unterschiede zwischen dem ursprünglichen Aikidō des Gründers (O-Sensei) und der Art, wie es heute in vielen Dojos gelehrt wird.

Hier sind die wichtigsten Punkte:

1. Fokus: Von Budo zu "Do" und zurück

  • Ursprüngliches Aikidō (Ueshiba): Für Ueshiba Morihei war Aikidō (ursprünglich Aiki-Budo genannt) primär eine Budo-Disziplin – ein Weg des Kriegers, der über die reine Kampftechnik hinausging. Es war tief verwurzelt in seiner persönlichen spirituellen und philosophischen Entwicklung, insbesondere durch den Einfluss der Omoto-kyo-Religion. Ueshiba sah Aikidō als einen Weg zur Reinigung des Geistes, zur Harmonisierung mit dem Universum und zur Erfüllung einer göttlichen Mission, Konflikte aufzulösen. Seine Techniken waren äußerst kraftvoll und oft direkt, auch wenn er betonte, den Gegner nicht zu verletzen. Er lehrte eine Art von Kampfkunst, die auf absoluter Einheit von Körper und Ki basierte, und seine Demonstrationen waren oft von einer ungreifbaren Wirksamkeit geprägt.

  • Modernes Aikidō: Viele moderne Aikidō-Stile (z.B. der Aikikai, aber auch andere Organisationen) legen heute einen stärkeren Fokus auf den Aspekt des "Do" (Weg) im Sinne einer körperlichen und geistigen Entwicklung, Fitness und Selbstverteidigung. Der spirituelle, religiöse oder mystische Aspekt, der für Ueshiba so zentral war, wird oft weniger explizit gelehrt oder ist eher eine persönliche Interpretation der Schüler und Lehrer.

    • Das Training ist oft stärker strukturiert und didaktischer aufgebaut, um Techniken für eine breitere Masse zugänglich zu machen.

    • Es gibt einen klaren Fokus auf Sicherheit im Training, um Verletzungen zu vermeiden, was dazu führen kann, dass Techniken "weicher" ausgeführt werden als in Ueshibas eigener Zeit, wo das Training oft intensiver und realistischer war.

    • Der Aspekt des "Kampfes ohne Kampf" oder der "Gewaltlosigkeit" wird oft stärker betont, manchmal auf Kosten der direkten Effektivität als reine Selbstverteidigung.

2. Ki-Verständnis und -Anwendung

  • Ursprüngliches Aikidō (Ueshiba): Ueshiba legte immensen Wert auf Ki, verstand es aber nicht nur als "Energie", sondern als eine spirituelle, kosmische Lebenskraft, die den Praktizierenden befähigt, scheinbar unmögliche Dinge zu tun. Seine Fähigkeit, Angreifer mit minimalem Aufwand zu werfen oder festzunageln, wurde auf seine meisterhafte Verbindung mit und Lenkung von Ki zurückgeführt. Dieses Ki-Verständnis war oft sehr intuitiv und schwer verbal zu vermitteln.

  • Modernes Aikidō: Auch heute ist Ki ein zentrales Konzept. Allerdings wird es oft pragmatischer interpretiert: als innere Kraft, Koordination, richtige Körpermechanik und Atemkontrolle. Während einige Stile, wie der Ki-Aikidō (Shin Shin Toitsu Aikidō von Koichi Tohei), das Ki-Training und die Ki-Prinzipien explizit und systematisch lehren, wird in anderen Dojos der Ki-Aspekt eher implizit über die Körperhaltung, Atmung und Bewegungspraxis vermittelt, ohne eine tiefere philosophische oder spirituelle Erklärung.

3. Technische Ausführung und Stilrichtungen

  • Ursprüngliches Aikidō (Ueshiba): Ueshiba Morihei selbst hat keinen starren Lehrplan hinterlassen. Sein Aikidō war sehr dynamisch und passte sich dem Moment an. Er entwickelte seine Techniken ständig weiter, und die Ausführung variierte je nach Angreifer und Situation. Es gab weniger feste "Formen" im Sinne von Kata, sondern eher Prinzipien, die er in der Bewegung anwandte. Sein Training beinhaltete auch intensives Waffentraining (Jo und Bokken), das integraler Bestandteil der Körpertechniken war.

  • Modernes Aikidō: Nach Ueshibas Tod haben seine Hauptschüler das Aikidō in verschiedene Stilrichtungen unterteilt (z.B. Aikikai, Yoshinkan, Ki-Aikidō, Tomiki, etc.). Jede dieser Stilrichtungen betont unterschiedliche Aspekte:

    • Manche sind sehr fließend und rund, andere kraftvoller und direkter.

    • Die Waffenarbeit variiert stark zwischen den Stilen; in manchen ist sie sehr prominent, in anderen weniger.

    • Es gibt einen starken Fokus auf die Standardisierung von Techniken und Katas, um eine einheitliche Lehrmethode zu gewährleisten. Dies kann dazu führen, dass der spontane, fließende, situationsbezogene und lebenstaugliche Aspekt von Ueshibas Aikidō manchmal in den Hintergrund tritt.

4. Ziele des Trainings

  • Ursprüngliches Aikidō (Ueshiba): Das ultimative Ziel war die spirituelle Transformation und die Verwirklichung von Aiki (Harmonie), um eine friedliche Welt zu schaffen. Die Kampfkunst war ein Mittel, um diese höheren Ziele zu erreichen. Es gab keine Wettkämpfe.

  • Modernes Aikidō: Obwohl das Ideal der Harmonie und des friedlichen Konfliktlösens bestehen bleibt, haben sich die Trainingsziele oft erweitert. Viele Menschen trainieren Aikidō heute für:

    • Selbstverteidigung (obwohl der direkte "Kampf" oft nicht im Vordergrund steht)

    • Gesundheit und Fitness

    • Stressabbau und mentale Konzentration

    • Persönlichkeitsentwicklung

    • Gemeinschaft und Respekt

    • Einige Stile, wie Tomiki-Aikidō, haben sogar Wettkampfformen entwickelt, was im direkten Gegensatz zu Ueshibas Philosophie stand.

Zusammenfassend

…lässt sich sagen, dass das moderne Aikidō eine Vielfalt an Interpretationen und Anwendungen des ursprünglichen Weges von Ueshiba Morihei darstellt. Während es die Kernprinzipien von Harmonie, Ki und Zentrierung meist nur als theoretisches wenig erfahrbares Konzept lebt, ist es oft mehr technisch zugänglicher, didaktischer und weniger explizit spirituell als das Aikidō, das der Begründer selbst lehrte und lebte.

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