K.I., Karl und Kuchen
Eine meiner Leidenschaften ist das Backen. Das tue ich viel lieber als Kochen. Das schmeckt man dann auch leider, weshalb ich das Kochen lieber anderen überlasse. Am liebsten sind mir meterlange Kuchenbuffets wie sie bei Hochzeiten üblich sind, auch wenn ich meist nicht mehr als ein Stück Kuchen essen könnte. Ich mag einfach den Anblick. Und selbstgebacken müssen sie sein. Ich sehe einem Mürbeteig schon von weitem an, ob er hausgemacht ist oder aus einem 3d-Drucker stammt. Bei einem richtig guten Kuchen waren bei der Zubereitung Bäcker/in/div und Zutaten im KI. Alles andere schmeckt man sofort heraus! Es ist mir immer eine große Freude zu sehen, wenn Gästen mein Kuchen schmeckt. Und eine häufige Gelegenheit dies zu beobachten, sind unsere KI-Seminare. Ganz besonders die Seminare, wo uns Karl Grunick besucht. Und da kommt auch schon die erste KI-Übung für mich. In freudiger Erwartung auf ein ganz besonderes Seminar, sollen auch die Rahmenbedingungen perfekt sein. Schließlich sind an solchen Tagen auch die Geschmacksknospen im KI, da muss es der Kuchen natürlich auch sein. Also habe ich überlegt, welcher Kuchen wohl Karls Lieblingskuchen sein könnte? Mit Karl macht jeder so seine eigenen Erfahrungen. Da gibt es die unterschiedlichsten Teilnehmerstimmen. Von „Karl ist immer so unnahbar“, über „Ich glaube, Karl mag nicht besonders“ bis hinzu „Kaum bin ich in Karls Nähe, hören alle Probleme einfach auf“. Ja – so ist das mit Karl – scheinbar. Aber in Wirklichkeit ist es etwas ganz anderes. Eins steht schon mal fest. Es ist nie Karl, der für die unterschiedlichen Empfindungen der Teilnehmer sorgt. Das sind sie selbst. Und ich weiß, wovon ich spreche. Seit Jahren versuche ich nun, Karls Lieblingskuchen herauszufinden. Ich will, dass ihm der Kuchen schmeckt. Erfahrene KI-Menschen erkennen spätestens in diesem Satz die Misere. Ich bin also auf der Suche nach Karls Lieblingskuchen, lasse mich hierzu sogar astral beraten, kaufe nur präsente Zutaten ein, um dann aus der Tonus-Stellung heraus ans Backen zu gehen. Der Backofen hat die ideale Temperatur nachdem ich ihn von Null auf 300 Grad vorgeheizt habe, um ihn dann auf 150 Grad herunter zu kühlen, damit er auch im Grundtonus ist, wenn die Kuchenmasse körperlich, seelisch und geistig vollkommen anwesend in ihn hineingeschoben wird. Im Flow backt er dann etwa eine Stunde und entspannt anschließend noch etwas bei einer kleinen Auswahl von Musikstücken aus Karls Seminaren „KI und Sound“. Dann ist er fertig. Der Kuchen ist präsent – ich auch. Denke ich zumindest. Wäre ich wahrscheinlich auch, wenn da nicht dieses „Ich will“ wäre. Immer dieses verflixte Wollen. Es gab schon so einige Seminare mit Karl, in denen ich das Backwerk auf diese Weise zubereitet habe. Und ich war der felsenfesten Überzeugung, dass es die Hefeschnecken sind, die er am liebsten isst. Oder den Rhabarber-Kuchen mit Besier? Oder den Mandarinen-Quark-Kuchen? Oder all die anderen, die ich ausprobiert habe, um dann aus den Augenwinkeln heraus zu beobachten, ob einer davon wohl sein Lieblingskuchen sein könnte. Aber bis heute habe ich das nicht herausbekommen. Beim vorletzten Seminar hat er gar keinen Kuchen gegessen. Das hat mich fast in eine Krise gestürzt, während meine linke Gehirnhälfte versucht hat, mich zu beruhigen: „Er ist bestimmt auf Diät“. Aber da ich umgekehrte Linkshänderin bin, hat mich das leider nicht beruhigt. Das hätte dann schon die rechte Hirnhälfte tun müssen. Und dann ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Es ist dieses „Wollen“, was sich überall mal eben so einfach einschleicht. Diese ziehende, schiebende und absichtsvolle Energie ist es, die Karl meinem Kuchen auf den ersten Blick ansieht. So wie ich die Mürbeteige aus den 3d-Druckern.
Deshalb habe ich es beim letzten Seminar mal ganz anders gemacht. Ich habe nicht darüber nachgedacht, welcher Kuchen wohl momentan der Leckerste sein könnte oder die meisten Geschmäcker treffen könnte. Ich habe den Kuchen gebacken, den ich am allerliebsten mag. Unter allen Torten-, Blech- und Knetkuchen, ist das ein 0815-Marmorkuchen. Den esse ich am liebsten. Und ich habe ihn nur für mich gebacken und dann zum Seminar mitgebracht. Ich habe eine kleine Prise grobes Meersalz hinzugefügt und ein paar Stückchen dunkle Schokolade im Kakaoanteil. Und ich habe so gar nichts gewollt. Weder beim Backen noch beim Essen. Aber laut Augenzeugenberichten soll er Karl geschmeckt haben.